OOC-Vorbemerkung: Dieser RP-Inhalt beruht auf einen CW-Chapterfight zwischen den 9th Rasalahgue Regulars (Kurita) und der 5th Lyran Guard (Steiner), welches am 15.11.2019 stattfand.
Bei diesem Fight wurde zum ersten Mal das ABCD-Auswahlsystem unter Chapterfightbedingungen getestet. Der Test verlief erfolgreich :)
Hyperion
Rubigen Präfektur
Militärdistrikt Rasalhague
Draconis Kombinat
16.11.3024
Der Raum wirkte kalt und abweisend. Der Betonboden war ebenso dunkelgrau wie die kahlen Wände. Selbst das sonst so obligatorische Bild von Takashi Kurita, dem amtierenden Herrscher des Drakonis-Kombinates, fehlte.
Ein aus mattem Metall angefertigter Tisch war in der Mitte platziert, dazu kamen drei Stühle aus dem gleichen Material.
Eines der Wände war komplett verspiegelt und dem einzig Anwesenden war mehr als bewusst, dass im Nebenraum befindliche Personen ihn die ganze Zeit beobachteten.
Zeit... Wie lange befand er sich in dem Raum? Er hatte anfangs stumm angefangen zu zählen, um ein Zeitgefühl zu erhalten. Aber irgendwann hatte er sich nur noch darauf konzentriert wach zu bleiben. Am Schlimmsten war die Stille. Es drangen von außen keinerlei Geräusche in den monotonen Raum.
Also blickte er starr auf den leeren Stuhl auf der gegenüberliegenden Tischseite und wartete.
Die beiden Offiziere im Nachbarraum trugen dieselbe braune Felduniform wie derjenige, den sie stumm durch den falschen Spiegel betrachteten. Allerdings wiesen sie eindeutig asiatische Gesichtszüge auf.
Der Ältere nickte plötzlich knapp. "Beginnen Sie.", worauf der andere sich ihm zuwandte und sich knapp verbeugte "Hai".
Ragnar zuckte zusammen, als die Tür ohne Vorwarnung geöffnet wurde und ein kleiner Mann mit deutlich asiatischen Gesichtszügen eintrat. Er sprang auf und nahm Haltung an, als er die apfelgrünen Rangabzeichen des Offiziers erkannte.
Dieser nickte knapp. "Setzen Sie sich, Sergeant."
Auch der Offizier nahm Platz und musterte Ragnar, der Mühe hatte, dem Blick stand zuhalten. Obwohl der Mann körperlich kleiner und zierlicher wirkte als Ragnar, spürte der junge Mechkrieger die Gefährlichkeit seines Gegenübers.
Mit einer fließenden Handbewegung platzierte der Asiate ein Pad auf den Tisch und drückte eine Taste auf dem Display. Mit emotionsloser Stimme begann er. "Untersuchung 43 Slash 191115. Gefecht vom 15. November 3024. Ich bin Sho-Sa Hiro Mashita und befrage Sergeant Ragnar Isilson, Mechkrieger der 9th Rasalhague Regulars."
"Sergeant, beschreiben Sie sie Ausgangssituation zu Gefechtsbeginn."
Ragnar straffte seinen Oberkörper. Und räusperte sich. "Unsere Lanze stand unter Befehl von Tai-I Nishizami, der einen Dragon steuerte. Dazu kamen Chu-I Harashi in seinem Archer und ich in meinem Goliath."
"Eine Lanze besteht meines Wissens aus 4 Mechs..."
"Hai. Allerdings gab es beim vierten Mech von Sergeant Haldottir technische Probleme, so dass der Tai-I den Befehl gab, mit den genannten drei Mechs gegen die Lyraner auszurücken."
"Technische Probleme..." murmelte Mashita scheinbar gedankenverloren und änderte einige Einstellungen auf dem Pad. "So wie
es scheint, haben die zugewiesenen Techniker einen Fehler bei der Wartung eines Beinaktuators gemacht, welches zum temporären Ausfall des Mechs führte. Sehr bedauerlich.... Nun – ich bin sicher, dass die Interne Sicherheit ermitteln wird, ob dieser Fehler unbeabsichtigt begangen wurde." Sein Blick wechselte vom Display zu Ragnar.
Wie konnten braune Augen so eiskalt wirken? Ragnar war klar, welches Schicksal den Technikern bevorstand, falls die Interne Sicherheit zu dem Schluss kommen würde, dass es sich um Sabotage gehandelt hatte. Und ihm wurde bewusst, in welcher Gefahr er selber schwebte.
"Wann stießen sie auf die Lyraner?"
"Gegen 19Hundert identifizierten wir zwei unterbesetzte Feindlanzen. Diese bestanden aus sechs leichten und mittleren Mechs. Der Tai-I entschied sich zum Angriff."
Der Asiate nickte unmerklich. Für Kuritisten, welche die Mechkrieger von Haus Steiner als unfähige und verweichlichte Gegner betrachteten, war es nicht ungewöhnlich, dass man auch bei einer 1:2-Unterlegenheit bei einen solchen Feind zum Angriff überging.
Während Ragnar seinen Bericht abgab, liefen die Ereignisse immer deutlicher vor seinen Augen ab.
Ragnar steuerte den schwersten Mech der Kampflanze, einen Assaultmech. Der Goliath stapfte auf 4 Beinen wie ein metallener Dinosaurier durch die Landschaft. Doch so imposant der Goliath auch aussah, war er gegenüber zweibeinigen Mechs durch seine starre Konstruktion im Nachteil. Zweibeiner konnten im Gefecht ihr Torso drehen und so flexibler auf Kampfsituationen reagieren.
Der Goliath war mit Langstreckenwaffen bestückt, da ihm diese Wendigkeit im Nahbereich fehlte. Irgendein Mechkonstrukteur bewies seinen Humor, indem er als einzige Nahkampfwaffen zwei Maschinengewehre in den Goliath einbaute.
Wie von Ragnar befürchtet, nutzten die Steiner-Einheiten ihre zahlenmäßige Überlegenheit und überwanden die Langstreckendistanz, in der die drei kuritistischen Mechs im Vorteil waren und erlitten dabei zwar einige Panzerschäden, aber keinen kritischen Treffer.
Schon bald waren die 9 Mechs in einem heftigen Nahkampf verwickelt.
Treffer des kuritistischen Archers rissen einer Steiner-Wasp ein Bein ab, so dass der leichte 20-Tonner wie eine Marionette zusammenbrach, deren Fäden durchschnitten wurden.
Die Steiner-Mechs konzentrierten von Beginn an ihr Feuer auf den Archer und bedrängten ihn zudem so, dass er sich nicht mehr effektiv bewegen konnte.
Zwar war der 70-Tonner gut gepanzert. Aber die pausenlosen Einschläge zerstörten nach und nach die Aussenpanzerung und legten empfindliche Teile des Innenlebens des Mechs frei.
Schließlich erwischte ein Treffer die im Seitentorso gelagerte Munition. Der Archer wurde von einer gewaltigen Explosion zerrissen. Das automatische Sicherheitssystem funktionierte jedoch, so dass der Pilot hinauskatapultiert wurde.
Ragnar, selber im heftigen Kampf befindlich konnte nicht nach verfolgen, wo der Chu-I landete.
Obwohl sie durch den Verlust des Archers nun 2 zu 5 unterlegen waren, befahl der Tai-I die Fortsetzung des Kampfes. Sein 60 Tonnen schwerer Dragon war ein hochbeweglicher Mech und er setzte den Geschwindgkeitsvorteil entsprechend ein. Ein scheinbar endloser Strom aus Geschossen verließ die AC5-Autokanone und den LRM10-Raketenwerfer.
Ragnar hatte dagegen größte Mühe, die herumwuselnden leichten und mittleren Gegner zu erfassen. Der Trägheit des Goliaths bewusst, positionierten sich die Steiner Mechs oft außerhalb seiner Feuerzonen.
Der Dragon erwischte derweil die feindliche Cicada, die wie die Wasp mit abgerissenem Bein zusammensackte.
Dann begang ein Steiner-Pilot einen Fehler: Ein Commando positionierte sich direkt hinter Ragnars Goliath. Normalerweise war dies die optimale Position, einen Feindmech zu bekämpfen - zumal der Goliath keine nach hinten montierten Waffensysteme hatte.
Allerdings können vierbeinige Mechs - im Gegensatz zu ihren zweibeinigen Gefährten - nach hinten treten. Der Commando-Pilot realisierte dies zu spät und wurde vom Tritt des 80-Tonnen-Kolosses voll getroffen. Sein Mech brach mit zertrümmertem Bein zusammen.
Vielleicht hätte dies die Wende bringen können. Aber es folgte auf kuritstischer Seite die nächte Munitionsexplosion, als ein Feindlaser die AC5-Munition des Dragon entzündete. Auch hier wurde der Pilot erfolgreich aus seinem Mech katapultiert.
Diesmal konnte Ragnar die Flugbahn verfolgen und sah mit Entsetzen wie der feindliche Locust zum Landepunkt hinraste und den Tai-I gefangen setzte.
All dies war viel zu weit vom Goliath entfernt, als dass er hätte eingreifen können.
Der Locust hatte offensichtlich den Befehl erhalten, den wichtigen Gefangenen aus der Kampfzone wegzuschaffen. Ragnar, der sich inzwischen auf Feuerreichweite herangekämpft hatte, feuerte seine Partikelprojektilkanone auf den 20-Tonner ab, aber verfehlte den Locust, der zu den schnellsten Mechs der Inneren Sphäre gehörte.
"Haben Sie absichtlich daneben geschossen, Sergeant?" riß ihn die Stimme des Sho-Sa in den Verhörraum zurück.
Ragnar zuckte zusammen "Wie meinen Sie das?"
Das Gesicht seines Gegenübers zeigte keinerlei Emotionen. Weder Zorn noch Verachtung noch Neugier. Selbst Modulation der Stimme war unverändert.
"Ich stelle fest, dass merkwürdigerweise
kurz vor der Schlacht ein Kampfmech der Lanze ausgefallen ist. Gewartet von skandinavisch-stämmigen Techs.
Merkwürdigerweise
sind beide Mechs, die von nicht-skandinavisch-stämmigen Samurais gesteuert wurden durch Munitionsexplosionen ausgeschaltet worden.
Merkwürdigerweise
war der einzig verbliebene Mechkrieger nicht in der Lage, die Gefangennahme und Entführung des Tai-I zu verhindern, obwohl ihm ein Assault-Mech zur Verfügung stand.
Merkwürdigerweise
überlebte dieser Mechkrieger nicht nur das Gefecht, sondern konnte sich mit seinem schwerfälligen Mech zurückziehen.
Und merkwürdigerweise
ist dieser Mechkrieger ebenfalls skandinavisch-stämmig.
Eine Menge Merkwürdigkeiten für meinen Geschmack."
Ragnar verengte die Augen. Anders als sein Gegenüber ließ er seinen Emotionen freien Lauf.
Jegliche Vorsicht vergessend fauchte er seine vor Zorn und Verachtung triefende Antwort zurück. " Ich bin ein treuer Sohn des Drachen und stolz, den Rasalhague Regulars zu dienen. Der Feind war erschöpft und wusste zudem, dass starke kuritistische Entsatzkräfte unterwegs waren. Zudem waren kuritistische Luftraumjäger gestartet und bedrohten die Evakuierungszone der Elsies.
Daher zogen sie sich zu ihrem Landungsschiff zurück. Ihre Mechs waren allesamt schneller als mein Goliath. Das war der grund, wieso ich ihren Rückzug nicht aufhalten konnte."
Er holte tief Luft und setzte fort.
"Der Verlust des Tai-I ist bedauerlich. Allerdings hätte er die Schleudersitzautomatik abschalten können, um sich die Schande einer Gefangennahme zu ersparen. Ich hatte meine jedenfalls abgeschaltet."
Der letzte Satz ließ den Kopf des Asiaten hochrucken, der zudem seinen Kopf kurz zur Spiegelwand drehte, ehe er Ragnar wieder anschaute.
Während Ragnar besorgt verarbeitete, was er gerade alles von sich gegeben hatte und sein Pulsschlag Höchstwerte erreichte, gab der Sho-Sa eine Sequenz in sein Pad ein.
"Ihre Notfallautomatik war in der Tat abgeschaltet, Sergeant"
Ragnar sagte nichts. Sie würden ihn als Verräter hinrichten – dessen war er sich sicher.
Der Sho-Sa wollte zum nächsten Satz ansetzen, als deutlich zwei Klopfzeichen an der Spiegelwand ertönten. Mit einem Stirnrunzeln betrachtete der Sho Sa offen die Spiegelwand, als sich das Klopfzeichen wiederholte.
Dann stand er auf, wobei seine Bewegungen etwas steifer wirkten als zu Beginn des Verhörs. Auch Ragnar erhob sich und nahm Haltung an.
Der Sho-Sa aktivierte sein Pad "Die Befragung hat ergeben, dass Sergeant Ragnar Isilson seine Pflicht im Kampf gegen zahlenmäßig überlegene Steiner-Einheiten erfüllt hat. Dieses Verhalten wird in seiner Akte entsprechend vermerkt."
Mit einer ruckartigen Bewegung führte der Sho-Sa eine Verbeugung gegenüber Ragnar aus, der dies gemäß seines niedrigeren Ranges mit einer etwas tieferen Verbeugung erwiderte.
Dann verließ der Offizier wortlos den Raum.
Zwei gepanzerte Wachsoldaten traten kurz darauf ein und salutierten. "Sergeant, wir sollen Sie zu Ihrem Fahrzeug begleiten." Ragnar folgte den Männern. Als er das kalte Gebäude verließ, wurde er von dem Sonnenlicht geblendet. Es musste bereits Mittag sein. Einer der Wachen öffnete ihm die Beifahrertür eines bereitstehenden Miltärfahrzeugs. Der Fahrer trug das Regimentsabzeichen der 9th Rasalhague Regulars und schaute ihn erwartungsvoll an.
"Zum Stützpunkt" befahl er knapp, worauf der Fahrer den Motor aufheulen ließ und sie rasch das Gebiet der Internen Sicherheit verließen.
Ragnar kurbelte die Scheibe herunter und atmete tief die klare Luft ein. Als er die Augen wieder öffnete und in den Rückspiegel schaute, meinte er zu erkennen, wie Wachsoldaten die beiden Techs herauszerrten und auf dem Platz zu Boden stießen. Ein anwesender Offizier zog sein Katana.
Bevor er sehen konnte, was weiter geschah, bog sein Fahrzeug um die Ecke.